In der IFS-Therapie (Internal Family Systems) spielt das Konzept der Reaktanz eine wichtige Rolle, insbesondere wenn es um den Umgang mit inneren Beschützern geht, die sich gegen Veränderung sträuben.
Reaktanz beschreibt eine psychologische Abwehrreaktion, die entsteht, wenn Menschen das Gefühl haben, in ihrer Freiheit eingeschränkt oder zu etwas gedrängt zu werden. Sie reagieren dann oft mit Widerstand oder Trotz, um ihre Autonomie zu bewahren. Dieses Phänomen zeigt sich nicht nur im zwischenmenschlichen Verhalten, sondern auch in unserem inneren Erleben – insbesondere in der Arbeit mit inneren Anteilen.
In der IFS-Therapie kann Reaktanz auftreten, wenn bestimmte Schutzanteile befürchten, dass eine Veränderung das innere Gleichgewicht stören könnte. Diese Beschützer – beispielsweise kritische, vermeidende oder rebellische Anteile – haben oft die Aufgabe, tiefer liegende Wunden zu bewahren oder vor emotionalem Schmerz zu schützen.
Wenn jemand beispielsweise versucht, mit einem verletzten oder traumatisierten Anteil in Kontakt zu treten, könnte ein Schutzanteil Widerstand leisten und Reaktanz auslösen. Typische Reaktionen sind:
Statt gegen diese Widerstände anzukämpfen, lädt die IFS-Therapie dazu ein, ihnen mit Neugier und Mitgefühl zu begegnen. Anstatt Reaktanz als Hindernis zu betrachten, wird sie als wertvolle Information gesehen: Ein Teil fühlt sich bedroht oder unverstanden und braucht Aufmerksamkeit.
Die Methode arbeitet behutsam, indem sie:
Indem die innere Führung durch das „Selbst“ gestärkt wird, kann Reaktanz abnehmen. Die Schutzanteile erkennen, dass Veränderung nicht gefährlich ist, sondern zur Heilung beiträgt.
IFS bietet also eine sanfte Alternative zu konfrontativen Ansätzen: Statt gegen Widerstand anzukämpfen, wird ihm mit Verständnis begegnet – und genau dadurch kann er sich auflösen oder eine neue Rolle annehmen.